Brief an die Gemeinde im August

Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen!

Liebe Gemeinde,

 

immer mehr Menschen unserer Zeit klagen über Stress, der sie nicht mehr zur Ruhe kommen lässt. Viele leiden unter der Unrast, unter Nervosität und Orientierungslosigkeit. Man muss auch mal abschalten können, ein wenig ausspannen und ausruhen, damit man wieder zu sich selbst findet. In der Hektik unserer Tage verlieren wir schnell den Überblick für das, was wirklich wichtig ist. Da ist es erfreulich, dass auch Jesus im Evangelium davon spricht:

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“

Im christlichen Zeitrhythmus ist jeder Sonntag ein notwendiger Ruhetag, die Möglichkeit, sich eine Aus‑Zeit zu nehmen vom ewigen Machen‑Müssen zum einfachen Dasein‑Dürfen, sich am Wort Gottes und durch die Eucharistie neu stärken zu können. Dazu hat Gott uns ein für alle Mal eingeladen, dafür steht sein Haus offen. Wir feiern seit einiger Zeit wieder Gottesdienste - Heilige Messen - in unseren Kirchen. Aufgrund der Corona-Pandemie dürfen wir nicht alles tun, was vor einiger Zeit selbstverständlich war. Um an einem Sonntagsgottesdienst teilzunehmen, brauchen Sie die telefonische Voranmeldung im Pfarrbüro. Die Erfahrung der letzten Wochen zeigt jedoch, dass es auch ohne Anmeldung genug freie Plätze in unseren Kirchen gibt.

Mittlerweile dürfen wir wieder im Gottesdienst singen (mit Mund-Nasen-Schutzmasken). Nehmen Sie bitte immer Ihr Gesangbuch zum Gottesdienst mit! Die Masken sollen Sie weiter tragen, wenn Sie aber Ihren Platzt in der Kirche einnehmen, können Sie die Maske absetzen. Wenn Sie aufstehen, zur Kommunion gehen und die Kirche verlassen, setzten Sie bitte die Maske wieder auf. Wir feiern mittlerweile in manchen Kirchen auch Freiluftgottesdienste, dann dürfen wir, wenn wir die vorgeschriebenen Abstände einhalten, auch ohne Maske sitzen und singen.

Wenn wir jetzt verschiedene Gottesdienste (in kleinen Schritten) feiern dürfen, wollen wir die Erstkommunion-Gottesdienste nachholen. Sie mussten im Mai abgesagt worden. Geplant sind im September und November folgende Erstkommuniongottesdienste:

Erstkommunion in St. Gereon: 13. September, 9.00 Uhr   
Erstkommunion in St. Elisabeth: 13. September, 11.00 Uhr
Erstkommunion in Heilig Geist: 7. November, 14.00 Uhr

Logistisch ist es leider unmöglich, in allen Kirchen zusätzlich noch die üblichen Gemeindegottesdienste an den Wochenenden anzubieten. Lassen Sie sich bitte auf diese besondere Situation ein. Das betrifft auch der Firmung. Im Heilig Geist sind drei Firmungsgottesdienste mit Weihbischof Heinz-Günter Bongartz geplant:

Firmung in Heilig Geist:
2. Oktober, 17.00 Uhr Hl. Geist
4. Oktober, 10.00 Uhr und Geist 14.00 Uhr

Vieles ist anders als ursprünglich geplant. Das erfordert gewisse Flexibilität, Verständnis, positives Denken und Geduld. Die Situation ist sehr dynamisch, an manchen Stellen wächst Unzufriedenheit, Unmut., Enttäuschung. Für viele Fragen gibt es nicht gleich eine Lösung. Wir gehen, wie in einer Familie, gemeinsam und versuchen das Beste daraus zu machen. Manche Wünsche bleiben unerfüllt, weil sie oft unrealistisch sind und stark in der Vergangenheit verankert. Das Alte kommt nie wieder und wir müssen uns in dieser neuen Situation neu orientieren. Jammern und Klagen bringt uns nicht nach vorne.

Seit einem Jahr ist der Überpfarrliche Personaleinsatz (ÜPE) in den drei großen Gemeinden St. Bernward, St. Cyriakus und Hl. Geist Realität geworden. Für uns, die Hauptamtlichen Frau Petrowski, Pater Alex und mich, bedeutet dies eine große Veränderung unserer Rollen, denn mit weniger Priestern und mit viel größerem Aufgabenbereich können wir nicht alles so aufrechterhalten, wie Sie und wir es bisher gewohnt waren. Ich hoffe, dass Sie diesen Weg mit uns mitgehen, vor allem wenn wir Gewohntes der neuen Situation anpassen müssen (z.B. Rhythmus und Wechsel der Sonntagsmessen, Reduzierung der Sonntagsgottesdienste und anderer Gottesdienste, Zusammenfassung von Erstkommunionfeiern, Taufen usw.).

Einige Erfahrungen (gute und weniger gute) haben wir in der Zeit gesammelt und erlebt. Viele Wünsche werden nicht mehr so erfüllbar sein wie bisher und es wird dabei vermutlich auch herbe Enttäuschungen geben. Auch mit der Kommunikation hakt es an manchen Stellen. Glauben Sie nicht, dass dies für mich und uns mit Freude behaftet ist, denn eine Umstellung von Gewohnheiten macht nicht nur Freude und kein Mensch liebt wirklich Veränderungen. Und keiner von uns ist mit dem Ziel angetreten, Menschen zu enttäuschen. Wichtig ist das Vertrauen darauf, dass es jede und jeder gut meint und dass sich alle bemühen, über den Tellerrand des eigenen Ortes hinweg zu denken.

Ein gewisser, gesunder Stress gehört zum Leben. Der Mensch braucht ihn als Spannkraft, um die täglichen Pflichten zu erfüllen. Wir brauchen beides! Wir brauchen den Stress als Antriebskraft - und wir brauchen auch die Ruhe, die Entspannung. Es kommt dabei nur auf den richtigen Rhythmus an. Jesus sagt im Evangelium:

„Ich will euch Ruhe verschaffen.“

Jesus treibt die Menschen nicht gnadenlos zur Arbeit an, auch wenn er in einem seiner Gleichnisse einen untätigen, faulen Knecht tadelt. Jesus ist ein Mensch, der Ruhe ausstrahlt und damit die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes. Neben unserer tagtäglichen Arbeit, die wir zu leisten haben, in der wir eingespannt sind, brauchen wir für ein sinnvolles und glückliches Leben auch die Ruhe, nicht das Faulenzen, aber die geistig gefüllte Ruhe.

Ich denke, die Kirche - als Anwalt der Sache Jesu in der Welt - würde den gehetzten Menschen unserer Zeit einen guten Dienst erweisen, wenn sie ein Ort der Ruhe und Besinnlichkeit wäre. Leider aber schwappt die Hektik unserer Zeit manchmal bereits bis in unsere Kirche über. Dann kommt es zu Aktionismus und Nervosität und Streit, dann stöhnen alle über den gefüllten Terminkalender, dann leiden wir an ständigen Sitzungen, Tagungen und Konferenzen: Tempo, Hektik, Action ... Es wäre schön, wenn Menschen über unsere Gemeinde sagen könnten:

„Hier kann ich ruhig werden, zu mir selbst kommen, hier spricht nicht jeder gleich von Leistung.“

Manchmal begegnen wir Menschen, von denen wir sagen können: Sie strahlen Ruhe aus. Die Nähe dieser Menschen schenkt Ruhe, Zuversicht, Geborgenheit. Jesus war solch ein Mensch. Menschen, die Ruhe schenken, bei denen man sich ausruhen kann, von diesen Menschen brauchen wir mehr!

Diese Ruhe wünsche ich Ihnen besonders jetzt in dieser schönen Sommerzeit und viel viel Sonne!

Ihr Pfr. Drabik

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