Brief an die Gemeinde zum zweiten Sonntag der Osterzeit

Beichte ohne Priester? Geht das?

Liebe Gemeinde,

ich bekomme in der letzten Zeit immer wieder Mails mit der Anfrage bezüglich der Beichte. Wie geht das mit der Beichte, wann kann ich wieder zur Beichte gehen, geht das überhaupt?

Wir befinden uns in einer besonderen Ausnahmesituation. Die Corona-Pandemie stellt uns mit Blick auf den Sakramentenempfang vor besondere Herausforderungen. Soziale Kontakte werden stark beschränkt auch im kirchlichen Bereich. Die Corona-Krise macht es fast unmöglich, einen Priester aufzusuchen, um zu beichten und die Lossprechung zu erhalten.

Es gibt allerdings die Möglichkeiten, sich mit Gott zu versöhnen! Daran hat uns Papst Franziskus in der letzten Zeit erinnert. Allen, die heute fragten „Padre, wie kann ich denn jetzt einen Beichtvater finden“, antworte er: „Tu das, was der Katechismus sagt!“ Und das sei „sehr klar“: „Wenn du keinen Priester zum Beichten findest, dann sprich mit Gott – er ist dein Vater –, sag ihm die Wahrheit und bitte ihn aus ganzem Herzen um Vergebung.“ Dann solle man ein Bußgebet formulieren und versprechen, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die Beichte abzulegen. „Und sofort wirst du zurückkehren in die Gnade Gottes… Ein gut gemachter Bußakt, und unsere Seele wird wieder weiß wie Schnee.“

Im Katechismus der Katholischen Kirche findet sich das, was Franziskus angesprochen hat, unter den Nummern 1451 und 1452. „Vollkommene“ Reue, so heißt es da wörtlich, „lässt die lässlichen Sünden nach“. Sie erlange sogar die Vergebung der Todsünden, „wenn sie mit dem festen Entschluss verbunden ist, sobald als möglich das sakramentale Bekenntnis nachzuholen“. Als vollkommen gilt die Reue, wenn sie „aus der Liebe zu Gott, der über alles geliebt wird, hervorgeht“, so der Katechismus. Und er zitiert das Konzil von Trient mit den Worten, Reue sei „der Seelenschmerz und der Abscheu über die begangene Sünde, verbunden mit dem Vorsatz, fortan nicht zu sündigen“.

Es gibt also tatsächlich in der kirchlichen Tradition so eine Art Beichte ohne Priester. Wenn es heutzutage nicht anders geht, bitte ich Sie, die Chance zu nutzen. Sagen Sie es bitte weiter an diejenigen, die diese besondere kirchliche Regelung nicht kennen. Im Gotteslob (GL 593) finden Sie hilfreiche Texte zur Beichtvorbereitung.

Mit österlichen Grüßen

Ihr Pfarrer Drabik 

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