Brief an die Gemeinde im Dezember

Freut euch zu jeder Zeit?

Liebe Mitchristen,

 

am 3. Adventssonntag hören wir die ermutigende Einladung und wirklich frohe Botschaft in der Zweiten Lesung

“Freut euch zu jeder Zeit!“

Aber genau in diesem Corona-Advent 2020 haben sehr viele Menschen verständlicherweise leider keinen Grund zur Freude. Diese Worte hören sich für sie fast wie Hohn an. Freude kann man nun nicht einfach befehlen – und das zu jeder Zeit. Der Hl. Paulus geht im nächsten Vers noch einen Schritt weiter: „Betet ohne Unterlass!“ Wir gehetzten und gestressten Menschen sind ja schon froh, wenn wir mal einen Moment der wohltuenden Muße für das Beten, das ehrliche Gespräch mit Gott finden. Der Anspruch, es ohne Unterlass zu tun – wie soll das möglich sein?

Und der folgende Vers steigert das Bisherige noch einmal: „Dankt für alles, denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus.“ Ja, Dankbarkeit ist in Zeiten der Freude wirklich eine wunderbare Erfahrung. Dankbarkeit lenkt und leitet gern unsere positiven Gedanken und Gefühle, was ein bekanntes und bewährtes Anti-Sorgen-Mittel ist.

Dieser Dreiklang Dankbarkeit, Beten, Freude kann uns in diesem außergewöhnlichen Corona-Advent tatsächlich eine not-wendige Hilfe sein, die uns der Hl. Paulus an unser Herz legt.

Denn genau in diesem Sinn schreibt er das nächste Wort: „Löscht den Geist nicht aus!“ Ich glaube, wir Menschen lernen leider erst dann, wenn uns sprichwörtlich das Wasser bis zum Hals steht, wir durch eine Krise oder sogar aufgrund einer Katastrophe für eine Weile wach werden. Gottes Geist haben wir - Gott sei Dank – in unserer Taufe geschenkt bekommen. Bestärkt durch die Firmung haben wir Christ-Gläubige von Anfang an Gottes Leben erneuernden Geist in unsere Seele gehaucht bekommen. Wir sind getauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Bei jedem Kreuzzeichen beten wir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.

Dieser Gott, der in Maria Fleisch angenommen hat, möchte uns Freude schenken – jeden Tag, jeden Moment neue, göttliche Freude. Für mich entstehen die Fragen: Wie gehen wir mit Freude um? Welche Bedeutung hat sie in einer Zeit der Prüfung und Bewährung, jetzt im Corona-Advent 2020? Ist Freude mit äußerlichem Ansehen verbunden oder bereichert sie den inneren Seelen-Frieden, den es immer neu zu entdecken gilt?

Jedes Geschenk, jede noch so kleine Aufmerksamkeit bekommt doch erst seinen eigentlichen Wert, wenn Freude dabei ist – im Idealfall vom Schenkenden und vom Beschenkten zugleich.

Wir hier in Europa dürfen zu einem Drittel der Weltbevölkerung zählen, dem es gut geht; zwei Drittel der Menschen geht es leider schlechter. Dafür können wir dankbar sein. Und uns von Herzen freuen. Und hoffen, beten wir und setzen wir uns für Notleidende Mitmenschen tatkräftig gern ein. Dieses Engagement setzt sicher Freude frei, die eine wunder-volle Vorfreude auf Weihnachten ist. Von Angelus Silesius ist das provozierende Zitat überliefert: „Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.“

Mit herzlichen Adventsgrüßen

Ihre Christine Petrowski

Gemeindereferentin

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